Im Herzen der Walliser Alpen findet jeden Sommer eines der schönsten Bergrennen der Welt statt. Der mythische und anspruchsvolle Lauf Zinal sublimiert die inspirierenden Linien der Kaiserkrone von Zinal. Auf 31 km und 2200 m positivem Höhenunterschied durchqueren die Teilnehmer unermüdlich außergewöhnliche Landschaften in einer geselligen Atmosphäre, die der Pracht, die sie umgibt, gerecht wird. Porträt des ersten Bergwettkampfs in Europa, dem Lauf Zinal oder Lauf der fünf 4000er.
Das Rennen Zinal : Zu den Ursprüngen eines mythischen Wettkampfs in den Walliser Alpen
Die Geschichte dieses Berglaufs beginnt zu einer Zeit, als diese Disziplin in den Schweizer Alpen noch selten ist. Der Mathematiker und Bergführer Jean-Claude Pont, der von den Vorzügen der körperlichen Anstrengung überzeugt und von der Schönheit der Landschaft von Anniviers fasziniert war, zeichnete die Strecke für einen Wettkampf vor, den er einzigartig machen wollte. Als ältester Bergwettkampf Europas erblickte der Lauf Zinal am 11. August 1974 das Licht der Welt. Trotz der Skepsis der lokalen Behörden war die erste Ausgabe ein echter Erfolg für die Bevölkerung. Rund 1000 Teilnehmer gingen an den Start und 422 Läufer überquerten die Ziellinie.

Jean-Claude Pont, eine unumgängliche Figur des Rennens, blieb bis 2014 dessen Direktor. Dann übergab er sein Amt an Tarcis Ançay, den mehrfachen Gewinner des Wettbewerbs. Im Jahr 2015 übernahm Vincent Theytaz die Leitung des berühmten Rennens.
Das Rennen der fünf 4000er: Die Schweizer Alpen auf der internationalen Sportbühne
Seitdem katapultiert der "Lauf der fünf 4000er" jeden Sommer das val d’Anniviers und seine höchsten Gipfel ins Rampenlicht. 1975 gründeten Jean-Claude Pont und Noël Tamini, der Gründer der Laufzeitschrift Spiridon, den Internationalen Berglauf-Cup (CIME). Der Lauf Zinal wurde gleich bei seiner ersten Austragung in den Kalender aufgenommen. Als einziger Wettkampf, der damals zusammen mit dem Lauf Sierre-Montana in die Kategorie A eingestuft wurde, erhielt er eine internationale Dimension.
Seine Autorität wuchs danach weiter. 1979 wurde der Fünftausenderlauf zu einem der "Super"-Läufe der CIME, die aufgrund ihrer Streckenlänge und der großen Höhenunterschiede am schwierigsten zu bewältigen sind. 2004 findet im Rahmen des Laufs Zinal die erste Ausgabe der World Challenge for Long Distance Mountain Running statt. Und 2018 wird der Wettkampf in den Kalender des Berglauf-Weltcups und der gerade erst eröffneten Golden trail world series aufgenommen.

Das Rennen Zinal : An der Spitze der Sportwettkämpfe
Der Lauf Zinal steht allen Berg- und Sportliebhabern offen und ist in seiner Art einzigartig. Fernab von Stadien und traditionellen Straßen stellt er das Hochgebirge in den Vordergrund und leistet damit Pionierarbeit. Damals war das Laufen ein Privileg, das Frauen nicht genießen durften.
Das Rennen Zinal vereint endlich die erfahrenen Sportler und die tapferen Amateure, für die die Kategorie "Touristen" geschaffen wurde, auf ein und derselben Veranstaltung. Unser Erfolg ist darauf zurückzuführen, dass wir die Ersten waren, aber auch auf die Formel, dass wir sowohl Läufer von internationalem Rang als auch so genannte Sonntagsspaziergänger berücksichtigen", erklärte Jean-Claude Pont. Die Teilnahme am Fünftausenderlauf bedeutet, sich selbst zu übertreffen, alles zu geben, so wie die umliegenden Berge ihre Größe zur Schau stellen.

Jeder genießt das Abenteuer nach seinen Fähigkeiten. Einige kommen natürlich, um das Rennen zu gewinnen, während andere sich der Herausforderung stellen, es zu bewältigen. Diese schwören sich jedes Jahr, dass sie nie wieder dabei sein werden, aber in der nächsten Saison sind sie wieder da und mehr denn je bereit, an den Start zu gehen. Denn der Wunsch ist zu stark, noch einmal die unglaublichen Pfade der Kaiserkrone von Zinal zu durchlaufen. Zu den leidenschaftlichen Wettkämpfern gehören Jean-Noël Theytaz und die Brüder Christian und Jacques Vouardoux, deren Kühnheit nur von ihrer Hartnäckigkeit übertroffen wird. Seit der ersten Austragung des Rennens im Jahr 1974 haben sie nämlich keinen einzigen Start verpasst.
Der Lauf der fünf 4000er: Eine unvergessliche Reise an den Flanken der Kaiserkrone von Zinal
Am zweiten Sonntag im August schlägt die Stunde des Starts des Rennens Zinal. Die hohen Berge des Schweizer Wallis bereiten sich auf ein unvergessliches Spektakel vor. Die steinigen Pfade stampfen, ein Hauch von Mut weht durch die Almen und von den Bergen dringt ein erhebender Widerhall. Hunderte von Teilnehmern bereiten sich auf das legendäre Rennen der fünf 4000er vor. Auf der Strecke zwischen Siders und Zinal auf der Ostseite des val d’Anniviers überwinden sie einen Höhenunterschied von insgesamt 2200 Metern im Aufstieg und 1100 Metern im Abstieg. 31 km sportliche Herausforderung unter den anspruchsvollen Blicken des Weisshorns, des Zinalrothorns, desObergabelhorn und der Dent Blanche, den Schutzpatronen der Kaiserkrone von Zinal, sowie dem Matterhorn, einem Felsriesen mit unnachahmlicher Statur.
Nur denjenigen Läufern, die die Ziellinie vor 16 Uhr überqueren, wird die Zeit angerechnet. Die Herausforderung ist groß und die Starts sind je nach Leistung der Teilnehmer gestaffelt. Je nach Niveau werden die Amateure der Kategorie "Touristen" in fünf Gruppen und die erfahrenen Sportler in drei verschiedene Gruppen eingeteilt.
Wir sind jetzt da. Der Wettkampf ist gestartet. Vom Fuße der Straße im val d’Anniviers steigen die Läufer bis zu den Almen von Ponchet auf 1906 m Höhe auf. Auf knapp 8 km überwinden sie einen Höhenunterschied von 1300 Metern. Dann folgt eine sanftere Steigung, die den Läufern eine Verschnaufpause bis nach Chandolin auf fast 2000 m Höhe ermöglicht. Die Müdigkeit überkommt sie, aber sie halten durch, mit Eifer im Bauch und Lust auf den Kampf. Auf ihren tapferen Schritten passieren sie Tignousa und erreichen das berühmte Hotel Weisshorn. Als Belohnung für ihre übermenschlichen Anstrengungen offenbart ihnen die Natur die unvergleichliche Pracht ihrer märchenhaftesten Gipfel. Das Weisshorn, das Zinalrothorn, dasObergabelhorn, die Dent Blanche und dasObergabelhorn ragten vor den staunenden und glücklichen Augen der Alpengruppe in den Himmel. Gestärkt von der Pracht dieses Panoramas setzen sie ihren Aufstieg bis zum höchsten Punkt des Rennens auf 2425 m Höhe auf dem Gebiet von Nava fort.

Mit der Dominanz über die Kaiserkrone haben sie eine wahre Heldentat vollbracht. Aber es ist noch nicht an der Zeit, sich zu beglückwünschen. Das Rennen ging weiter, die Schlinge zog sich zu und sie mussten nun nach Zinal absteigen. Am Ende eines steinigen Pfades fanden sie in den Mayens de Barneuza ihren letzten Verpflegungspunkt. Auf der Zielgeraden ihrer Expedition begeben sich die Läufer nun auf einen rauen Hang, der eine gute Portion Technik erfordert. Durch den Wald und über Weiden müssen sie um jeden Preis die Distanz halten. Trotz Knieschmerzen und Kurzatmigkeit halten sie durch. Der Körper ist schweißgebadet und die Seele entschlossen. Es ist unmöglich, in diesem Stadium des Rennens aufzugeben. Diesen Sieg über sich selbst wollen sie mehr als alles andere.
Also laufen sie weiter und weiter, bis sie endlich die Ziellinie sehen. Jenseits der Realität, wie in einer anderen Welt, kommen sie voran. Ihre Rettung ist nun in greifbarer Nähe. Noch ein paar Schritte, und sie haben die Prüfung von Zinal bestanden. Unter ihren Füßen zieht endlich die weiße Linie vorbei. Sie haben es geschafft! Trotz der Hindernisse haben sie sich selbst übertroffen. Jeder erhält ein Diplom, auf dem seine Endzeit vermerkt ist. Erfahrene Sportler erhalten ihre Rangliste. Und die Siegerehrung ist ein Volksfest, an das sich die Anwesenden noch lange erinnern werden.

Das Rennen Zinal : Bemerkenswerte Leistungen in den Walliser Alpen
Der Lauf von Sierre nach Zinal ist eine Herausforderung. Im Jahr 1974 war der Langläufer Edi Hauser der erste Athlet, der das Rennen vor dem damaligen Favoriten Gaston Roelants, einem mehrfachen Medaillengewinner bei Olympischen Spielen, gewann. Im Jahr 2001 schrieb die Schottin Angela Mudge ebenfalls Geschichte, als sie als erste Frau die Ziellinie in weniger als drei Stunden überquerte. 2019 stellen die beiden Ausnahmesportler Kilian Jornet und Maude Mathys jeweils in ihrer Kategorie einen neuen Rekord auf. Ihre Leistungen bleiben bis heute unerreicht.
Das Rennen der fünf 4000er zieht jedes Jahr mehr Berg- und Sportbegeisterte an und bietet einen wertvollen Einblick in das val d’Anniviers und die grandiose Schönheit seiner Landschaften. Der Wettkampf ist beliebter denn je und feierte im August 2023 seine 50. Ausgabe als Hommage an die Schweizer Alpen, ihre wundersamen Berge und den erneuten Eifer ihrer größten Bewunderer.
Seit über 50 Jahren bringt der Lauf Zinal die Höhen des val d’Anniviers zum Leuchten, so wie er die Gipfel der Kaiserkrone in den Rang von Sternen erhebt. Getragen von der Begeisterung einer immer größer werdenden Menschenmenge, bietet er den Mutigsten die unschätzbare Chance, gemeinsam ein außergewöhnliches Abenteuer zu erleben.