Wie ein Pfeil, der in den Himmel geschossen wird, erhebt sich die Aiguille du Chardonnet im Mont-Blanc-Massiv auf 3824 m Höhe. Zwischen den Becken von Le Tour und Argentière gelegen, herrscht sie über ihr Reich aus Eis und Fels. Ich betrachte diesen Berg, der mich seit so vielen Jahren beschäftigt, der sich immer verändert und doch unveränderlich ist.

An diesem Tag spielten die Wolken mit dem Licht und umschlangen den Berg mit ihren launischen Schwaden. Zwischen zwei Windstößen erschien mir die Aiguille du Chardonnet in ihrer ganzen aristokratischen Pracht. Ihre scharfe Silhouette durchdringt die Nebel wie ein Schiff, das die Wellen eines himmlischen Meeres teilt. Ich denke an die kühnen Männer - Michel Balmat, Michel Ambroise Ducroz, Robert Fowler -, die am 20. September 1865 als erste den Gipfel über die Nordseite des Westgrats betraten. Welche Kühnheit und Leidenschaft beseelte sie, als sie sich an diese unwirtlichen Hänge wagten!

Die Kraft des Chardonnet drückt sich in jeder Unebenheit seines Felsens, in jeder Linie seiner gezackten Grate aus. In dieser Fotografie wollte ich diesen Dialog zwischen Kraft und Schönheit, zwischen Licht und Schatten, zwischen Dauerhaftem und Vergänglichem festhalten. Die Berge schenken uns manchmal diese Momente der Gnade, in denen die Zeit stillzustehen scheint. Die Aiguille du Chardonnet, die von den um sie herum tanzenden Wolken umspült wird, erinnert uns an unsere Bedeutungslosigkeit angesichts dieser Monumente der Natur. Und dennoch: Welch ein Stolz, welch ein Gefühl, diesen flüchtigen Anblick eines Gipfels, der seit Jahrtausenden die Schwerkraft und die Vorstellungskraft der Menschen herausfordert, betrachten und teilen zu können.