Dieses Schwarz-Weiß-Panoramafoto zeigt die ganze Pracht der Bernina-Gipfel, die im Schweizer Kanton Graubünden liegen. Die Nordwand des Piz Badile ist eine der berühmtesten Wände der Alpen und beeindruckt durch ihre atemberaubende Vertikalität. Nur erfahrene Bergsteiger wagen sich an die gefährliche Cassin-Route heran, um den Piz Badile zu besteigen. Der gegenüberliegende Pizzo Cengalo trägt noch immer die Spuren des spektakulären Felssturzes aus dem Jahr 2017. Diese beiden Riesen erheben sich stolz an der italienisch-schweizerischen Grenze im Bergell, während der Sciora Dafora weiter links, außerhalb des Rahmens dieses Bildes, in die Höhe ragt.

Dieses Werk zeugt von unendlicher Geduld. Die Bernina-Berge sind mehrere Autostunden von meinem Wohnort entfernt, und jede Expedition erfordert eine sorgfältige Antizipation der Wetterkapriolen. Trotz aller technischen Errungenschaften bewahrt die Natur ihre Geheimnisse und diktiert ihre eigenen Regeln. Monatelang reiste ich mehrmals hin, musste Rückschläge hinnehmen, begann immer wieder von vorn und wartete darauf, dass die idealen Bedingungen endlich zusammenkamen. Das Wunder geschah im Jahr 2020, als die Elemente diese außergewöhnliche visuelle Symphonie orchestrierten. Nachdem der Sturm die Gipfel mit einer Schneedecke bedeckt hatte, wurde er von einem luftigen Tanz zwischen Wolken und Bergkämmen abgelöst. Der Berg tauchte in seiner ganzen Reinheit auf und wurde in ein samtiges, liebkosendes Licht getaucht. Die Nordseite des Pizzo Badile so weiß gepudert zu sehen, ist etwas ganz Besonderes. Wie monumentale, schaumgekrönte Wellen scheinen die Gipfel aus dem Inneren der Erde emporzusteigen, um mit ihren scharfen Spitzen die himmlische Weite herauszufordern.

Diese Kilometer in der ständigen Ungewissheit zurückzulegen, was die Elemente mit meiner Kunst vorhaben, kann meine Entschlossenheit nicht schmälern. Die Vertikalität dieser Berge blendet mich und ihre Ästhetik nährt meine Inspiration unermüdlich. In dieser Fotografie drückt sich eine wilde und einsame Natur aus. Wie lange noch können sich diese Felswände und hängenden Gletscher gegen die Angriffe des Klimawandels wehren, der sie unaufhaltsam trifft? Werden diese Alpengipfel hier ihr letztes Ballett vor unseren staunenden Blicken aufführen?