Die Dent Blanche ist die Königin der Alpen und wirkt mit ihrer perfekten Silhouette wie eine mineralische Fata Morgana, die zwischen Himmel und Erde schwebt. Mit einer Höhe von 4358 Metern im Val d'Hérens beherrscht diese natürliche Pyramide die Walliser Alpen mit Eleganz. Ihre Felsgrate, Schneecouloirs und Flächen zeichnen eine fast übernatürliche Geometrie, die sie zu einem der schönsten Gipfel der Alpen macht.

Ich habe jahrelang auf diesen flüchtigen Moment gelauert. Ich habe auf diesen Moment gewartet, in dem die Wolken plötzlich aufreißen und den Berg in seiner ganzen Fülle enthüllen. Und es war 2018, als der Dent Blanche sich mir endlich anbot. Das Streiflicht modellierte seine Kanten mit der Präzision eines Goldschmieds und enthüllte jedes Detail seiner komplexen Architektur.

Mir gefällt die Dualität, die von diesem Schwarz-Weiß-Werk ausgeht. Die grafische Strenge der Linien kontrastiert mit der Sanftheit des ewigen Schnees. Ich mag die zarte Textur der Hänge, die tiefen Schatten der vertikalen Flächen und die silbrigen Reflexe auf dem umliegenden Schnee. Der Ferpècle-Gletscher breitet sich am Fuße der Dent Blanche wie ein königlicher Teppich aus.

Mit diesem Porträt des Dent Blanche wollte ich die mystische Aura einfangen, die ihn umgibt. Sein perfektes Gleichgewicht, seine zeitlose Schönheit und sein einsames Auftreten machen ihn zu einer alpinen Ikone, die über die bloße Geografie hinausgeht und den Bereich des Erhabenen erreicht, wo die Natur zum Kunstwerk wird und unsere Betrachtung zur Verbeugung wird.

Den Dent Blanche bis zu seinem Gipfel zu besteigen, war für mich ein außergewöhnliches Erlebnis. An diesem Tag hatten mein Bergführer und ich fast eine Stunde lang einem Gewitter im Hochgebirge getrotzt. Der heftige Wind hatte den Gipfel mit Neuschnee bedeckt und ihn fast unzugänglich gemacht. Ein erschreckender und zugleich aufregender Moment, den ich auf einzigartige Weise erlebt habe. Dort oben, eingetaucht in den Sturm, kehrten meine Gedanken immer wieder zu meinen eigenen Porträts des Dent Blanche zurück. Ich empfand eine intensive, fast unwirkliche Freude, im Herzen des Werkes zu leben, das ich geschaffen hatte. In diesen kostbaren Minuten wurde ich zum Helden einer Szene, die durch meinen eigenen Blick unsterblich geworden war.