Erinnerung an den Moiry-Gletscher

Wunderschöne Schwarz-Weiß-Fotografie aus dem Jahr 2012, aufgenommen unter val d’Anniviers, oberhalb der Moiry-Hütte im Schweizer Wallis. Im Vordergrund enthüllt der Moiry-Gletscher seine Schönheit. Seine Seracs genießen die ersten Sonnenstrahlen. Dann stößt unser Blick auf seinen Bruch, eine wahre Eiswand. Vom Plateau mit seinen riesigen Gletscherspalten steigen wir zum Gipfel des Bouquetins auf, einer wunderschönen Schneesichel mit großzügigen und inspirierenden Kurven, die auf 3469 m Höhe gipfelt. Im Hintergrund scheinen der Grand Cornier und die Dent Blanche, mit ihren 4353 Metern Höhe, einen einzigen riesigen Berg zu bilden.

Ich hatte die Alpen gerade erst entdeckt, als ich dieses Werk schuf. Damals war ich auf der Suche nach Formen, Licht, Perspektiven und Dimensionen. Ich liebte bereits leidenschaftlich das Hochgebirge, seine grandiosen Panoramen, die sich so sehr von den Landschaften meiner Heimat Belgien unterschieden. Wir befanden uns im Hochsommer, da ich damals weder ausgerüstet noch ausgebildet war, um im Winter die hohen Gipfel zu besteigen. Mit zunehmender Erfahrung habe ich meinen Horizont immer weiter ausgedehnt, bis ich mich nun auch den harten Winterstürmen stellen konnte.

Mit diesem Foto vom Gipfel des Bouquetins und des Grand Cornier wollte ich die Pracht des Moiry-Gletschers wiedergeben. Bei Sonnenaufgang lässt der blaue Himmel die Berge strahlen. Ich mag die grafische Schönheit dieses Bildes, in dem sich Linien mit Kurven vermischen, um die Erhabenheit dieser fast mondähnlichen Landschaft ins rechte Licht zu rücken. Was für ein Gefühl, mich vor den Alpen von gestern wiederzufinden! In der Sommersaison war die Dent Blanche noch sehr schneereich und die Gletscher viel imposanter als heute. Sie sind die ersten Opfer der globalen Erwärmung, und der Rückgang der Gletscher in den letzten Jahren hat sich schwindelerregend beschleunigt. Mir wurde klar, dass ich mit diesem Porträt, ohne es zu wissen, einen historischen Moment festhielt. Gipfel, die gerade erst ihre Metamorphose begonnen hatten. Ein Berg mit Himalaya-Atmosphäre, den künftige Generationen nicht mehr bewundern können. Das ist der Sinn meiner Kunst als Bergfotograf. Das Erbe einer Welt fortzuführen, deren Wandel unaufhaltsam ist, und es mit Ihnen zu teilen. Damit die vergangene Pracht des auf den Alpengipfeln errichteten himmlischen Königreichs niemals in Vergessenheit gerät.