Vor der Südwand der Grandes Jorasses gebe ich mich der Verzauberung hin. Whymper, Walker: zwei Bastionen, die man hier von der italienischen Seite des Mont-Blanc-Massivs aus betrachtet. Die Linien überlagern sich, kreuzen sich, reihen sich aneinander wie eine Musikpartitur. Hier formt der Berg den Raum; dort gleitet eine Lichtspur über den Granit und entzündet einen goldenen Glanz im Herzen des Eises.

Der Augenblick ist einzigartig. Der Wind hat die Grate gekämmt, der Schnee hat die Felsvorsprünge gesäumt; ein leichter Wolkenschleier hängt noch über den Grandes Jorasses, aber die sanfte, silberne Helligkeit gewinnt an Boden. Ich halte also Ausschau nach dem perfekten Moment. Wenn plötzlich alles passt: Volumen, Kontraste, Licht und Schatten. Ich liebe es, wenn die Natur bereit ist, sich auf diese Weise anzuvertrauen, wenn die Gipfel einander antworten und das Licht das geheime Netz der Grandes Jorasses enthüllt. Der Blick wandert von Korridor zu Korridor, überquert die Grate und verweilt auf den Routen, von denen die Bergsteiger träumen.

Ich habe Geduld und Ausdauer gebraucht, um dieses farbige Bergbild einzufangen. Ich weiß, dass ich diese Sekunde nur durch dieses Bild wiedererleben werde. Das ist die Stärke der Fotografie: unsere Erinnerungen zu verlängern. Bei jedem Blick scheint uns das Kunstwerk neue Details zu zeigen. Mal ist es der goldfarbene Fels, der pulsiert, mal der Schatten, der flüstert; mal ist es der Schnee, der atmet, mal die Vertikalität, die uns beeindruckt.

Möge diese Fotografie der Grandes Jorasses Sie begleiten. Möge sie in Ihnen Erinnerungen an einen magischen Moment wecken, an das Kribbeln, das man verspürt, wenn man sich im Herzen einer flammenden Natur befindet.