Der Lyskamm erscheint mir wie ein Titan, der dem Himmel trotzt. Dieser mehr als 4000 Meter hohe Koloss an der Grenze zwischen der Schweiz und Italien lässt sich nicht einfach heranholen. Seine Nordwand, eine schwindelerregende Kathedrale aus Eis und Fels, nötigt jedem, der zu ihr aufblickt, Respekt und Demut ab.

Ich habe dieses beeindruckende Porträt eingefangen, als rund um den Gipfel alles kurz vor der Explosion zu stehen schien. Der Himmel war mit einer spürbaren Energie geladen und entfaltete seine Wolken wie Armeen, die zum Angriff bereit sind. Diese kosmische Spannung verklärt den Berg und hüllt ihn in eine dramatische Aura. Man kann die bevorstehende Entladung erahnen, diesen schwebenden Moment, in dem die Elemente gegen die ungerührten Gesichter des Lyskamm losbrechen werden.

Die Wolken sind schwer und bedrohlich und umkreisen das Massiv wie Raubtiere, die ihre Beute umzingeln. Sie stauen sich, blähen sich auf und verdrehen sich unter dem Druck der Höhenwinde. Diese himmlische Wut steht im Kontrast zu der unveränderlichen Festigkeit des Berges und schafft diesen heftigen Dialog zwischen dem Vergänglichen und dem Ewigen, der mich so fasziniert.

Die Sonnenstrahlen, die zeitweise durch die aufgewühlte Atmosphäre dringen, formen die Reliefs. Jeder Serac, jeder Grat erscheint in einer fast übernatürlichen Klarheit, bevor er wieder in den bedrohlichen Schatten fällt. Als ich dieses Foto machte, hatte ich das einzigartige Gefühl, den Moment festzuhalten, in dem die Natur vor der Explosion den Atem anhält. Ein Gefühl, das ich mit diesem dramatischen Werk mit Ihnen teilen möchte.