Majestätisches Porträt des Matterhorns. In dieser vertikalen Fotografie durchschneidet der symbolträchtige Gipfel der Walliser Alpen den Nebel wie ein zeitloses Schiff. Er drängt sich auf, taucht aus den Wolken auf, mit einer Souveränität, die keine Erklärung oder Legende erfordert. Und doch ist er damit beladen.

Wir befinden uns im Herbst 2017. Vor uns liegt der Hörnli-Grat. Über ihn schrieb Edward Whymper am 14. Juli 1865 seinen Namen in die Geschichte ein, als er die Erstbesteigung des Matterhorns vollbrachte. Es war ein Sieg, aber auch eine Tragödie: Vier Männer verloren beim Abstieg ihr Leben. Seitdem ist dieser Grat zum Mythos geworden. Auf der rechten Seite erstreckt sich der Zmuttgrat, der noch strenger ist.

An diesem Tag standen alle Elemente in einer Reihe. Das Wolkenmeer bildete ein Schmuckkästchen, das Licht glitt über die Bergflanken und der Wind schien seinen Lauf zurückzuhalten. Doch neben dem Glück gab es auch das Warten. Die Besessenheit. Der tiefe Wunsch, das Wesen dieses Gipfels einzufrieren. Nicht seine Form, sondern seine Präsenz. Seine Seele. Diese stumme Kraft, die einen durchdringt, wenn man ihn betrachtet - oder ihn bestiegen hat.

Denn ich habe diesen Berg gekannt. Ich habe ihn mit meinen Steigeisen berührt, ich habe meine Gefühle, meinen Atem und meinen Respekt in ihn hineingelegt. Und jedes Mal, wenn ich ihn fotografiere, ist es diese Erinnerung, der ich huldige. An den schwebenden Augenblick, an die Gemeinschaft zwischen Himmel, Fels und Mensch.