Erstaunliche Vertikalität im Herzen der Waadtländer Voralpen. Der Miroir d'Argentine erhebt sich wie eine kolossale Mauer in den Himmel. Im Hintergrund sieht man die Dents du Midi. Doch heute hat der Miroir d'Argentine meine Aufmerksamkeit besonders auf sich gezogen. Diese gigantische Platte, ein Überbleibsel eines ehemaligen Meeresbodens aus der Kreidezeit, der durch die Faltung der Alpen aufgerichtet wurde, erzählt für sich allein die geologische Geschichte einer Welt, die sich in ständiger Metamorphose befindet.

Der Berg fasziniert durch sein Aussehen. Als Kalksteinwand mit einem Höhenunterschied von über 400 Metern verkörpert der Gipfel eine der beeindruckendsten Herausforderungen des Sportkletterns in der Schweiz. Seit seiner Erstbesteigung im Jahr 1922 zieht er Bergsteiger aus der ganzen Welt an, die sich mit der Härte seiner Wand und der Schönheit seiner Linien konfrontiert sehen. Auch heute noch führen rund fünfzehn Routen durch die Wand.

Doch abgesehen von der Leistung ist dieses Schwarz-Weiß-Werk eine Hommage an das Wesen des "Miroir": eine natürliche Architektur von absoluter Reinheit. Der Blick reist entlang der Risse und setzt dann seinen Weg zu den geschwungenen Kurven der Wand fort.

In diesem Panorama-Porträt zeigt sich der Argentinische Spiegel in seiner ganzen Pracht: als zeitloses Bollwerk, als Zeuge der Erdgeschichte, aber auch als Muse des Bergsteigens und der Kunst.