Alpine Dualität

Dieses im Winter aufgenommene Foto des Moléson (2002m) und der Dent de Broc (1829m) gehört zu den wenigen Bildern in meinem Werk, die Gipfel zeigen, die nicht zum Universum des Hochgebirges gehören. Ist er dennoch weniger mystisch, weniger mächtig als meine Darstellungen der alpinen Viertausender? ich glaube nicht.

Die beiden Gipfel durchbrechen hier ein dichtes Wolkenmeer, das die Freiburger Voralpen, die kleine Stadt Bulle sowie das Schloss Greyerz bedeckt... Die Zivilisation, die doch nicht weit entfernt ist, ist hier abwesend: Die ganze Aufmerksamkeit des Betrachters ist auf diese Berge gerichtet, die durch die Wolken massiv und beeindruckend wirken. Die Stärke dieses Bildes liegt in der Ausgewogenheit von Weiß, Grau und Schwarz. Im Vordergrund ragt der Dent de Broc in den Himmel. Das gedämpfte Licht, das er ausstrahlt, bildet einen perfekten Kontrast zum Moléson, was auf die Grautöne zurückzuführen ist, die von den Tannen auf seinen Seiten geprägt sind. Der Moléson im Hintergrund ist weniger scharf, breiter und gestreckter und gleicht durch seine Anordnung den Raum aus: Seine schneebedeckte Seite verleiht ihm eine starke Leuchtkraft.

Mit diesem Bild wollte ich die Kontraste einfangen, die Nuancen kristallisieren. Von einem Berg zum anderen variiert die Ästhetik, der Rhythmus ändert sich. Hier gibt es etwas Ternäres: Die schlanken und dunklen Formen der Dent de Broc und der Moléson, der sich in der Ferne ruhig und in all seinem Weiß durchsetzt, wobei die beiden Berge durch ein endloses Wolkenmeer verbunden sind...

Diese Fotografie lädt auf ihre Weise zu einer authentischen Reise und zur Entdeckung dieser niedrig gelegenen Berge ein, die voll und ganz am Geist der Alpen teilhaben. Die kleinen Gipfel haben etwas Erhabenes an sich. Man wird ihrer nicht überdrüssig, und wir sollten es auch nicht werden. Man muss sie wiederentdecken und in ihrer Einfachheit und Vertrautheit schätzen lernen... Es sind die Gipfel unserer Kindheit, die uns an Ausflüge mit der Familie oder mit Freunden erinnern. Diese kleinen Berge heißen uns willkommen: Im Sommer sind sie grün und im Winter tragen sie einen weißen Mantel. Die Berge sind zugänglich und vertraut und versetzen jeden, der sich die Zeit nimmt, sie mit neuen Augen zu betrachten, immer wieder in Staunen.