Im Herzen der Walliser Alpen erhebt sich dasObergabelhorn wie ein von Eis und Wind geformter Edelstein. Mit einer Höhe von 4.064 Metern dominiert dieser mythische Gipfel das Tal von Zermatt und das val d’Anniviers. Normalerweise fotografiere ich ihn von seiner steilen und schwindelerregenden Nordseite aus. Doch an diesem Tag war es eine andere Seite, die mich in ihren Bann zog.

Von Zermatt aus, im milden Winterlicht, zeigt dasObergabelhorn die Reinheit seiner Linien. Sein eleganter Grat ragt in den Himmel, während sich am Fuße des Berges sein majestätischer Gletscher wie ein kristallklarer Mantel über seine Flanken legt. Die Blautöne, die in meiner Arbeit selten vorkommen, verleihen hier eine neue Tiefe: Sie sublimieren den Schnee und das Eis und verstärken die Wahrnehmung dieser erstarrten und doch lebendigen Welt.

DasObergabelhorn gehört zu jenen Bergen, die durch ihr perfektes Gleichgewicht faszinieren. Er ist weder zu massiv noch zu zerbrechlich, sondern verkörpert eine wahre Harmonie. An diesem Tag wollte ich diese weniger bekannte Seite einfangen, einen anderen Blick auf einen Berg werfen, den ich doch sehr gut kenne. Der vergangene Sturm hatte eine helle, fast klare Atmosphäre hinterlassen. Der Berg gab sich in seiner rohesten Wahrheit: Schnee, Eis und Fels vereint in einem Bild der Reinheit. Diesen Moment zu fotografieren, ist eine Hommage an die Anmut eines zeitlosen Gipfels, der nie müde wird, uns in Staunen zu versetzen.