Im Herzen der Walliser Alpen entfaltet das Strahlhorn seine harmonischen Linien. Mit einer Höhe von 4190 Metern steht es zwischen den Tälern von Zermatt und Saas-Fee, ein diskreter Wächter inmitten eines Königreichs aus Eis. Vom Grat, der zu seinem Gipfel führt, öffnet sich der Blick auf einen der schönsten Horizonte der Alpen: das Monte-Rosa-Massiv. Man sieht den Lyskamm und den Castor, die wie unveränderliche Riesen an der Grenze zwischen der Schweiz und Italien wachen.

An diesem Wintertag zeigt sich das Strahlhorn in seiner ganzen Reinheit. Sein Felsvorsprung zieht sich wie ein hängender Faden über die Leere, vom Wind geformt und vom Licht gesäumt. Unter unseren Schritten verbirgt der Gletscher tiefe Spalten, die uns daran erinnern, dass selbst die sogenannten "leichten" Gipfel Vorsicht und Bescheidenheit erfordern. Die Schatten gleiten über die Hänge und enthüllen das Relief seiner Flanken.

Beobachten Sie die Schönheit des Monte-Rosa-Massivs im Hintergrund. In einem vergangenen Frühling bin ich auf Skiern über die Kämme des Castor gelaufen. Als ich dann im Sommer 2023 den Lyskamm bestieg, entdeckte ich das Monte-Rosa-Massiv in einem neuen Licht. Es wirkte kolossal, aber gleichzeitig auch zerbrechlich. Der Monte Rosa verändert sich von Jahr zu Jahr. Seine Gletscher schmelzen, sein Gestein bröckelt. Die Grate werden dünner, die Spalten öffnen sich. Die Unveränderlichkeit, die man zu sehen glaubt, ist dann nur eine Illusion. Vielleicht ist das der Grund, warum ich so gerne in den Bergen fotografiere: um Momente dessen, was sich dort oben endlos verändert, in der Erinnerung festzuhalten.