Im letzten Licht des Tages durchbricht das Weisshorn das Wolkenmeer. Sein frisch verschneiter Gipfel fängt das Licht der untergehenden Sonne ein. Als Herrscher der Kaiserkrone von Zinal ist er der Wächter eines Reiches, in dem die Natur als absolute Herrscherin regiert.

Fünfzehn Jahre lang hatte ich auf diesen Moment gewartet. Fünfzehn Jahre lang beobachtete ich, hielt Ausschau nach dem perfekten Licht und hoffte, dass sich dieser mythische Gipfel in seiner ganzen Majestät zeigen würde. Das Weisshorn ist nicht einfach zu erreichen. Es erfordert Geduld, Ausdauer und Respekt. Mehr als einmal bin ich mit leeren Händen zurückgekehrt, weil die Wolken ihr Geheimnis für sich behalten wollten.

Doch an diesem Tag passte alles zusammen. Während der Nebelschleier noch den Berg umhüllte, öffnete sich eine Lücke. Licht und Wind trafen auf den Gipfel und enthüllten die Reinheit seines Schnees und die Kraft seiner Grate. Es war ein neues Gesicht, feurig und vergänglich, das nur wenige Minuten dauern würde, bevor es im Schatten des Abends verschwand.

Das Weisshorn unter diesen Bedingungen zu fotografieren, bedeutet, mehr als nur einen Gipfel einzufangen. Es ist das Festhalten eines Moments reiner Gnade, in dem die Elemente, das Licht und die Zeit zusammenwirken, um Ihnen das schönste aller Spektakel zu bieten. Dieses Porträt verkörpert mein Bestreben, die Giganten von über 4000 Metern Höhe zu ehren, ihre Seele zu verewigen und die Emotionen zu vermitteln, die man im Angesicht dieser Giganten empfindet.