Der Glanz nach dem Sturm

Das Weisshorn (4505 m) erscheint kurz nach dem Sturm. Die Wolken kreisen noch in leichten Schwaden um den Gipfel und offenbaren die Seele des Hochgebirges. Wir stehen hier vor seinem Nordgrat. Ich hatte das Glück, diese legendäre Besteigung im Jahr 2022 zu realisieren. Ich konnte diesen Berg, der ganz in Weiß gefroren war, betrachten.

Es gibt nur wenige Fotos, die eine so steile und vollständig verputzte Wand zeigen. Zum Zeitpunkt der Aufnahme war das Weisshorn der einzige 4000er, der noch ganz weiß war. Die Winde haben den Schnee bereits von den umliegenden Bergen gefegt. Ich versuche immer noch zu verstehen, warum sich der Schnee so gut an solchen Gipfeln festhält. Die senkrechte Wand des Weisshorns, die so wenig Platz bietet, hindert den Schnee nicht daran, sich in den kleinsten Ritzen festzusetzen. Das weiße Gold des Himmels setzt sich fest und hält sich hartnäckig, es ist eins mit dem Fels, trotz der ständigen Angriffe der ungestümen Winde. Schließlich gefriert das Ganze und friert diesen Gipfel in einem zeitlosen Moment ein.

Unser Blick wandert dann zu diesem reinen und scharfen Himmelsgrat. Es ist ein Turm, ein Schloss im Himmel, der Hüter der imperialen Krone der Alpen. Unter diesen Umständen lässt uns der Gipfel träumen, aber die bescheidensten Bergsteiger werden zu dem Schluss kommen, dass er für viele Wochen unerreichbar bleiben wird, solange der Schnee jeder Besteigung im Wege steht. Dieses einzigartige Werk besticht durch den Kontrast zwischen dem kristallklaren Weiß der Westseite des Weisshorns mit Blick auf das Val d'Anniviers und der Dunkelheit der Nordseite mit Blick auf Zermatt. Sein monumentaler Grat wird von seinem ewigen Wächter geschützt: Der große Gendarm wacht über seinen Gipfel und stellt eine Herausforderung für alle Bergsteiger dar, die sich an diesem mythischen 4000er versuchen wollen.