An diesem Tag schien alles eingefroren zu sein. Die Luft stand still, die Wolken glitten langsam über die Berghänge. Und die Aiguille du Chardonnet, die mit frischem Schnee bedeckt war, stand da, perfekt und still. Ich befand mich oberhalb von Argentière im Mont-Blanc-Massiv und sah ein seltenes Schauspiel: einen Berg, der in einem winterlichen, fast unwirklichen Licht eingeschlafen war.

Die Aiguille du Chardonnet erreicht eine Höhe von 3 824 Metern. Sie ist der höchste Punkt auf dem langen Grat, der das Becken von Le Tour von dem von Argentière trennt. Sie ist eine schlanke, zerklüftete, stolze Nadel. Ein Gipfel, der durch seine Form und seine Abgeschiedenheit den Blick unwiderstehlich anzieht. Doch an diesem Tag war es nicht seine Silhouette, die mich packte. Es war der Schnee.

Der Wind hatte alles bedeckt. Jeder Hang, jeder Kamm, jeder Vorsprung war verputzt. Das Streiflicht hob die Volumen, die Texturen, die kleinsten Details des Reliefs hervor. Le Chardonnet sah aus wie eine Eisskulptur aus einer anderen Welt. Er sagte nichts, aber er drängte alles auf.

Ich habe lange auf dieses Foto gewartet. Die Wolke zog vorbei und kam wieder. Zeitweise war alles verschwunden. Dann, plötzlich, enthüllte sich der Berg wieder. Unbewegt und souverän. Unter diesen Umständen sollte man nichts überstürzen. Man muss bereit, ruhig und aufmerksam sein. Und den Berg sprechen lassen.

Dieses Porträt des Chardonnet ist eines derjenigen, die mich am meisten berühren. Weil es einen Berg enthüllt, der für einen Augenblick fast unwirklich wird.