Im Herzen der Walliser Alpen erhebt sich das Zinalrothorn wie ein Monument. Seine scharfe Silhouette durchbricht die Wolken auf einer Höhe von 4221 Metern. Diese perfekte Pyramide mit ihren von Jahrtausenden gemeißelten Kanten bietet demjenigen, der darauf wartet, Visionen von unsagbarer Pracht.

An diesem Tag war der Berg unauffällig und unter einer dichten Nebeldecke verborgen. Die stürmischen Winde hüllten ihn in ihre tosenden Umarmungen. Ich wartete unbeweglich und vertrauensvoll seit dem Val d'Anniviers, denn ich kenne die Launen der Giganten. Und plötzlich, wie durch Zauberhand, zerriss der Schleier. Flüchtiger Augenblick einer himmlischen Offenbarung. Die Nordwand des Zinalrothorns erschien mir in ein herrliches Licht getaucht, das jedes Detail seiner Struktur hervorhob. Licht und Schatten tanzten auf den Hängen dieses majestätischen Gipfels.

Dieser Anblick dauerte nur einen Augenblick. Nur wenige Sekunden später verschlangen die Wolken das Zinalrothorn erneut. Als ich ins Tal zurückkehrte, konnte ich an nichts anderes mehr denken als an den Anblick, den mir der Gipfel soeben geboten hatte. Beim Fotografieren von Bergen geht es nicht nur darum, eine Landschaft festzuhalten, sondern einen Moment der Ewigkeit, den Bruchteil einer Sekunde, in dem der Gipfel zu uns spricht und unser Innerstes berührt. Das Zinalrothorn hat mir an diesem Tag diese Offenbarung geschenkt.