Von den Höhen des Gornergrats aus enthüllt sich der Berg. Wie ein Titan entfaltet er seinen strahlenden Panzer, um dem Himmel über dem Zermatter Tal zu trotzen. Aber kennen wir wirklich die Geschichte dieses Giganten? Ich möchte Ihnen heute ein Porträt des Breithorn geben, der Eiswand auf dem Gipfel der Alpen.

Breithorn : Eiswand auf dem Alpengipfel
Das Breithorn erreicht eine Höhe von 4160 m an der Grenze zwischen den Walliser Alpen und dem Aostatal. Der Berg ist das Ergebnis der Entfesselungen eines sich ausdehnenden Thetys-Meeres und gehört zur ozeanischen Schicht von Zermatt-SaasSaas Fee. Im ersten Licht des Alpenreichs formt die Natur ein absolutes Meisterwerk. Entlang eines scheinbar endlosen Grats meißelt sie die Gipfel in den Serpentinit. Fünf riesige Gipfel in hartem Gestein mit grünlichen Schuppen, wie ein Reptil, das sich auf der Suche nach Beute wellt. Das Breithorn erwacht am Kreuzweg der Welten und schmiedet sich eine Rüstung aus glitzerndem Eis. An der Grenze zwischen der Schweiz und Italien wacht es über Zermatt und sein ganzes Tal.
Von West nach Ost zeigen die Gipfel des Breithorn ihre Größe über mehr als 2 km. Unsere Reise beginnt oberhalb des Kleinen Matterhorngletschers und endet am Schwarztor. Auf 4160 m Höhe fällt unser Blick auf das westliche Breithorn , den höchsten aller Gipfel. Dann werden wir auf das zentrale Breithorn auf 4154 m geführt. Wir überqueren den tiefsten Punkt des Grates bei La Selle auf 4018 m. Die Überquerung führt uns dann zu den Gipfeln des östlichen Breithorn und seines Bruders, des Breithornzwillings, die sich auf 4138 m bzw. 4106 m Höhe erheben. Unser Höhenflug endet auf dem Gipfel des Roccia Nera auf 4069 m Höhe.
Die weiß gekleidete Mauer überragt ein Meer aus ewigem Schnee. Im Süden befinden sich der Grande Ghiacciaio di Verra und das Breithornplateau. Im Norden befinden sich der Triftjigletscher, der Breithorngletscher und der Schwärzegletscher, die alle drei zum Gornergletscher hin abfließen. Gletscher, die nach und nach ihre Spalten offenbaren, sind stille Opfer der globalen Erwärmung.
Besteigung des Breithorn : Die Geschichte eines von Menschen eroberten Berges
Seit dem Jura beherrscht das Breithorn ein wildes Land, in dem sich die unberührte Natur mit dem Firmament vereint. Doch in den Alpen hallt ein beunruhigendes Echo wider. Der Mensch fühlt sich bereit, ihn zu erobern. Am 13. August 1813 startet eine Seilschaft an seiner Südwestflanke. Joseph-Marie Couttet, Jean Gras senior, Jean-Baptiste und Jean-Jacques Erin sowie Henry Maynard bestiegen das Breithorn erstmals über die Normalroute. Am 15. September 1869 besteigen Robert Fowler, Peter Knubel und Gregor Ruppen den Berg über den Triftjigrat. Sie bestiegen damit das Breithorn erstmals über den Nordgrat. Damit waren die beiden Hauptrouten auf den Berg eröffnet.
Am 16. August 1884 triumphierten Ulrich Almer, Aloys Pollinger und John Stafford Anderson über seinen Grat. Sie überquerten erstmals den Gipfelgrat des Breithorn von Ost nach West und umgingen dabei die Roccia Nera und das zentrale Breithorn von Süden her. Am 19. Juli 1900 setzten Eduard Hahn und seine Gefährten das Abenteuer fort und überquerten den Berg erstmals vollständig.

Almers Premiere ebnete den Weg für die Erforschung der Nordseite des Breithorn. Und so kam es, dass 1897 Ulrich Almer, Christian Kaufmann, Christian Jossi, Herbert Johnston Motherhill und Charles Stephen Ascherson die Erstbesteigung der Nordwand des Breithorns gelang. Gemeinsam gelang es ihnen, die Eiswand zu überwinden, die der Breithorngletscher westlich des östlichen Breithorn bildet. Die Wand ist steil, aber die Tour ist angenehm.
Einige Jahre später wurde dieser Sieg von einem großen Coup überschattet. Im Jahr 1906 gelingt Joseph Knubel, Moritz Ruppen, Geoffrey Winthrop Young, Charles Donald Robertson und R. J. Major die Erstbesteigung des Nordgrats des östlichen Breithorn . Während ihrer gesamten Expedition zweifeln die Bergsteiger. Die Angst ist permanent und bis zu den letzten Metern, die sie von dem begehrten Gipfel trennen, schlägt ihr Herz im Rhythmus der größten Herausforderungen. Als sie schließlich den Gipfel des Breithorn erreichen, weinen und schreien sie vor Freude. Sie können es nicht fassen. Ihre Leistung hallt über die Berge hinaus. Sie haben gemeinsam einen der schönsten Grate der Alpen erobert. Zu Ehren der Helden dieser Überquerung wird er Younggrat genannt.
Die so ins Licht gerückte Nordwand des Breithorn schürte den Eifer der Alpinisten. Am 3. September 1919 steigt Dietrich Von Bethmann-Hollweg mit seinen Bergführern Oskar und Otmar Supersaxo als Erster in die Nordwestwand des Breithorn ein. Mehr als 1000 m Höhenunterschied für eine außergewöhnliche Tour. Und als 1926 Willo Welzenbach und seine Begleiter ebenfalls über diese Wand zum Gipfel des Breithorn aufsteigen, sind sie überzeugt, dass sie die ersten sein werden, die diese Route gehen. Doch die Enttäuschung kann die Kühnheit eines solchen Abenteuers nicht trüben.
Die Nordwestwand des Breithorn ist immer noch Gegenstand vieler Rekorde. Im Juni 1964 gelang Paul Etter, René Arnold und Herbert Maeder die erste Direttissima an dieser Wand. Und am 2. August 1973 führt Helmut Kiene diese Direttissima im Alleingang durch. Das Breithorn wird von unzähligen Männern begangen. Die Wand wird von Bergsteigern und Skifahrern bezwungen, die ihre Flanken und schneebedeckten Kämme befahren.
Breithorn : Ein himmlischer Aufstieg in den Schweizer Alpen
Das Breithorn gilt heute als einer der am besten zugänglichen Viertausender der Alpen. Seit 1979 verbindet die höchste Seilbahn Europas den Ort Zermatt mit dem Klein Matterhorn. Dadurch wird die Annäherung an das Breithorn erleichtert. Ein Skilift führt auch vom Klein Matterhorn zum Dos de Rollin. Von hier aus sind es nur noch wenige Stunden bis zum höchsten Gipfel des Breithorn.
Auch wenn das Hochgebirge vom Menschen gezähmt zu sein scheint, bleibt es wild und unberechenbar. Die steilen Flanken des Breithorn im Norden lassen es wie einen uneinnehmbaren Koloss erscheinen. Im Süden sind die Hänge zwar sanfter, aber unsere Illusionen bergen manchmal die schlimmsten Gefahren. Wie viele Bergsteiger sind schon den Fallen der Natur zum Opfer gefallen. Lawinen, Gletscherspalten, Abstürze von Seracs oder furchterregenden Felsvorsprüngen. Nie wird der Berg dem Menschen weder seine Macht noch seine Schönheit überlassen.

Das Breithorn strahlt auf dem Gipfel der Alpen wie eine Einladung, den Himmel zu erreichen. Am Tor zu einem Reich, in dem die Natur frei und allmächtig ist. Eine jahrtausendealte, schimmernde Eismauer, die über Zermatt und Valtournenche wacht. Wie ein steinerner Riese unser Herz erwärmt.