Über Zermatt bricht der Tag an. Der Himmel ist noch mit dichten Wolken bedeckt. Als plötzlich der Nebel aufreißt und aus diesem Riss etwas Offensichtliches entsteht: das Erscheinen des Rimpfischhorns. Der Berg in den Walliser Alpen, Herrscher über das Täschalp-Tal, durchbricht die Wolken wie eine Schwertklinge. Ein Lichtstreifen zeichnet sich dann in der Dunkelheit ab.

Diese Schwarz-Weiß-Fotografie stellt den Grat des Rimpfischhorns in den Mittelpunkt. Der Nebel trennt ihn, isoliert ihn, macht ihn heilig. Die Wolken gleiten in sich überlagernden Teppichen dahin und führen den Blick auf den noch verborgenen Gipfel. Zwischen zwei Schleiern kann man den Schnee erahnen, der sich an den Felsen festklammert. Alles wird zum Weg: eine gespannte Diagonale, ein reiner Schwung, das Versprechen des Gipfels. Ich halte Ausschau nach diesen seltenen Sekunden, in denen der Wind die Linien poliert, in denen das Licht, weich und silbern, den Berg formt.

Das Rimpfischhorn setzt sich im Sturm durch. Seine Silhouette, die gleichzeitig sanft und mächtig ist, fasziniert mich seit unserer ersten Begegnung. In dieser Welt aus Fels und Wolken, die sich miteinander vermischen, hat der Mensch keinen Platz; die Natur diktiert ihren Rhythmus. Also stehe ich demütig da und lausche dem Wind und den Bergen. Wenn sich der Moment ergibt, hole ich endlich meine Kamera hervor. Und ich weiß, dass ich diese magische Szene nur durch dieses Bild wiedererleben werde.

Ich liebe das Spiel des Lichts, die Linien, die die Wolken zeichnen. Mit jedem Blick, den ich auf dieses Werk werfe, entdeckt sich der Berg anders: Mal folgt unser Blick dem Grat, mal streift ein Windhauch unser Empfinden.