Der Grand Combin war an diesem Tag kein Gipfel mehr. Er war ein Schrei. Ein heftiger Atemzug. Ein Ausbruch roher Gewalt im Wallis. Die Winde wehten mit über 100 km/h und rissen den Schnee von seinen Graten, als stünde der Berg selbst in Flammen. Und in diesem Sturm fing ich diese Schwarz-Weiß-Fotografie ein - ein eingefrorener Moment purer Kraft.

Der Grand Combin liegt zwischen dem Val de Bagnes und dem Val d'Entremont und erreicht eine Höhe von 4.314 Metern. Er ist der höchste Gipfel zwischen dem Mont Blanc und der Dent Blanche und überragt ein imposantes, strenges Massiv, das als Combin bezeichnet wird. Ein Berg, der sich weder leicht nähern noch ohne Geduld fotografieren lässt.

An diesem Tag habe ich nicht versucht, die Ruhe einzufangen. Ich wollte seinen Charakter zeigen. Den Grand Combin in seiner Wahrheit. Der Sturm. Der Wind, der über die Bergkämme fegt, der Schnee, der in Wolken wegfliegt, das Streiflicht, das die Formen zerschneidet. Die Natur in ihrer lebendigsten und vollständigsten Form. Mit diesem Foto des Grand Combin wollte ich die Härte des Hochgebirges würdigen. Dort oben gibt es weder Komfort noch Nachsicht. Nur das Wesentliche. Die Kälte, der Wind, der Fels. Und doch gibt es in diesem Tumult eine Form von Anmut. Eine nackte Schönheit. Eine Kraft, die über uns hinausgeht und uns anzieht.

Der Grand Combin erscheint mir hier nicht wie ein Monument, sondern wie ein Wesen. Stolz, geschlagen, aber immer aufrecht. In seinem Sturm offenbart er sich. Und wir, die wir unter uns sind, können ihm nur zuhören.